Centre Bell |
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Centre Bell
In der Saison 1995-1996 verabschiedeten sich die Montreal Canadiens von ihrem Montreal Forum, dem damals vorletzten traditionellen Stadion der Original Six der NHL. Kaum einer anderen Fangemeinschaft fiel die Trennung von der alten Wirkungsstätte der Mannschaft schwerer als die der Canadiens, die zuletzt 1993 den Stanley Cup auf heimischen Eis gewinnen konnten. Das Centre Bell, ehemals Molson Centre, entspricht in seinem Design der neuen Generation von nordamerikanischen Sportstätten. Mehr Platz für Knie und Ellenbogen, mehr Firmenboxen für die wohlhabenderen Besucher, mehr Verkaufsstände für durstige Fans und unter dem Strich ganz einfach mehr Geld für die Betreiber. Währenddessen Fans von Mannschaften wie den Chicago Blackhawks, deren Stadium neben dem Forum der Canadiens wohl zu den lautesten, engsten und atmosphärischsten gehörte, den Umzug meist mehr als weniger begrüßt haben, trauern viele Anhänger der Canadiens noch heute den "guten Tagen" im Forum nach. Und auch die Mannschaft liefert seit ihrem Stanley Cup Sieg von 1993 nur wenig Anlässe für euphorische Feiern in der großen Fangemeinde der Montreal Canadiens, die seitdem sogar dreimal die Teilnahme an den Playoffs verpassten. "People just seemed to react different to the action on the ice" und "you would never see an empty seat at the Forum" sind typische Statements von Fans bei den Heimspielen der Montreal Canadiens im neuen Centre Bell, die ich bis jetzt besucht habe, wobei mir jedoch der direkte Vergleich dadurch versagt ist, daß ich nie die Gelegenheit hatte, ein Spiel im Forum zu besuchen. Und in der Tat waren nur etwa die Hälfte der Heimspiele in der vergangenen Saison ausverkauft, aufgrund der hohen Kapazität von 21.273 Plätzen reichte es jedoch immer noch, um die meisten Zuschauer im Schnitt in der NHL zu haben. Das Stadion der Montreal Canadiens liegt ziemlich zentral in Montreal und ist zudem per U-Bahn oder mit dem Auto bestens zu erreichen, da große Parkflächen ebenso vorhanden sind wie eine U-Bahn Station unterhalb des Stadions. Vom Design her ist der Centre Bell kein Schmuckstück der heutigen NHL. Von außen mit dem anheimelnden Look eines häßlichen, quadratischen Blocks ausgestattet, springt der Centre Bell einem nicht besonders positiv ins Auge. Auch das Innenleben des Stadions entspricht nicht ganz dem Standard der meisten anderen Stadien der NHL. Um in der Drittelpause ein NHL-typisch überteuertes Getränk zu erwerben und die sanitären Einrichtungen aufzusuchen bedarf es schon einiger Ellenbogenchecks, da die Gänge mit der Schar der Menschen bei einem ausverkauftem Spiel eindeutig überlastet sind. Was vielleicht beim alten Forum noch als Atmosphäre durchging, nervt in einem neuen 200-Millionen-Dollar-Stadion einfach nur noch, und ich persönlich habe außer dem Nassau Veteran´s Memorial Colisseum auf Long Island noch kein so eng gebautes Stadion wie den Centre Bell gesehen, zumindest was die Flure angeht. Der eigentliche Innenraum des Centre Bell auf der anderen Seite könnte kaum viel besser sein, lediglich der Videowürfel bietet Rieseloptik und nicht acht hochwertige Anzeigetafeln, so wie dies bei den Chicago Blackhawks oder Philadelphia Flyers der Fall ist. Das zudem die zur Animation der Fans eingeblendeten Grafiken auf dem Niveau von Kindergartenunterhaltung anzusiedeln sind, ist auch ein Novum der mir bekannten Welt der NHL, aber sobald die Mannschaft selbst vielleicht wieder beklatschenswertere Aktionen auf dem Eis vollführt, kann man sich diese Art der "Stimmungsaufheiterung" eventuell sparen.
Besuchertips: Die Kartensituation in Montreal ist heutzutage nicht mehr vergleichbar mit der (in der) Vergangenheit. Zum einen ist die Kapazität des Centre Bell mit 21.273 Plätzen um beinahe 6000 höher als dies im Forum der Fall war, und zum anderen haben die Canadiens in der Öffentlichkeit einiges von ihrem Ruhm vergangener Tage einbüßen müssen, was unter anderem daran liegt, dass der momentan schwache Kanadische Dollar es den Canadiens kaum ermöglicht, finanziell zu den Top-Mannschaften der NHL zu gehören. Während viele der erfolgreichen (und auch schlechten, siehe NY Rangers) und in den USA beheimateten Mannschaften bis zu 70 Millionen US-Dollar zur Verfügung haben, um ihre Spieler zu bezahlen, müssen die Canadiens mit etwa 50 Millionen auskommen, was vor allem in den letzten Jahren zu vielen negativen Spielertäuschen führte, da man ganz einfach die Topspieler nicht mehr bezahlen wollte oder konnte. Generell sind also Karten immer noch einige Tage vor guten Paarungen oder direkt vor dem Spiel am Stadion zu erwerben. Ausnahmen sind die Lokalduelle gegen die Toronto Maple Leafs, zu denen auch immer tausende von Fans aus Toronto nach Montreal pilgern, oder die Ottawa Senators sowie Spiele gegen Mannschaften der Original Six. Die Kartenpreise sind im Vergleich zu vielen anderen Mannschaften noch relativ human und reichen von 20 bis 150 kanadischen Dollars, sollte man jedoch für Topspiele im voraus keine Karten erworben haben, darf man sich sicher sein, bei den netten mit Karten wedelnden Menschen vor dem Centre Bell bis zum doppelten des Originalpreises bezahlen zu müssen, ohne Quittung natürlich. Die Sicht ist prinzipiell von überall sehr gut, da das Stadion auch sehr steil gebaut wurde (wem schon im Oberrang bei den New Jersey Devils schwindelig wird, der sollte bei den Canadiens schon eine teure Karte im Unterrang erwerben). Insgesamt bleibt nur zu hoffen, dass sich die finanzielle Situation der Canadiens durch eine gerechtere Aufteilung der Einnahmen mit den US-Mannschaften oder einer stärkeren kanadischen Währung in der Zukunft verbessert, da ansonsten der Mythos der Montreal Canadiens weiter verblassen wird und die Gefahr besteht, dass die Canadiens nie mehr wieder die Chance haben werden, sich dauerhaft eine Elitemannschaft leisten zu können. Zwar droht nicht wie schon in Winnipeg oder Queben City geschehen, die Abwanderung der Mannschaft in die lukrativere USA, allzu große Hoffnungen auf echte Stars im Trikot der Canadiens sollte man aber vorerst nicht haben.
Sitzplan des Centre Bell: Sitzplan zur Verfügung gestellt von www.eishockey.com.
Links zum Team: Offizielle Homepage der Montreal Canadiens: www.montrealcanadiens.com (offizielle Homepage und Internetkartenverkauf) http://www.canada.com/montreal/sports/teams/canadiens/index.html (Berichterstattung der Montreal Gazette) |