Zimní stadion Eden |
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Zimní Stadion Eden
Als ich im Frühjahr 2004 für knapp eine Woche nach Prag fuhr dachte
ich in eine der Eishockeymetropolen Europas zu fahren. Tschechien stellt
bekannterweise immer wieder eine der besten Nationalmannschaften der Welt,
in der NHL tummeln sich talentierte Tschechen und Nicht ganz; nicht einmal knapp. Wer in Prag gutes Eishockey sehen will, und gutes Eishockey wird zweifelsohne gespielt, wird sich entweder beim beim HC Slavia Prag wiederfinden oder eben beim HC Sparta Prag in der T-Mobile Arena, den ich ebenfalls besuchte. Slavia Prag avancierte erst gegen Ende der 90er Jahre zu einer echten Topmannschaft in der tschechischen Extraliga. Im Gegensatz zu Sparta Prag ist Slavia somit ein bisschen "the new kid on the block", zumindest was das öffentliche Interesse angeht. Beheimatet sind die Mannen Slavias im Zimní Stadion Eden, das mit Eden
nun wirklich nicht viel zu tun hat. Das Stadion ist ein eher kleiner,
hässlicher Klotz ohne jeglichen Komfort. Lediglich die sanitären
Einrichtungen schiene zumindest sauberer als in Spartas T-Mobile Arena.
Die Halle ist aufgeteilt in eine Stehplatz- und eine Sitzplatzgerade. An
den Enden der Eisfläche endet die Richtig viel gibt es über die Halle nicht mehr zu schreiben. Futterstände werden schon vor dem Spiel rings ums Stadion aufgebaut und erinnern eher an Straßenküchen, wie ich sie aus Tansania kenne, als an Mampfbuden, wo ich gerne etwas kaufen würde. Wer ein paar von den äußerst günstigen Bieren (deutlich unter einem Euro) getrunken hat kann sich vielleicht an das Essen heranwagen. Ich für meinen Teil verzichtete. Direkt neben der Halle befindet sich noch ein etwas baufällige Gebäude, in dem sich drei Fachgeschäfte für Eishockeyutensilien befinden. Die Schläger, Schlittschuhe und (internationalen) Trikots schienen mir aber nicht signifikant günstiger als in Deutschland zu sein... Das von mir besuchte Spiel war ein Dienstagsabendderby zwischen Slavia und Sparta, also wahrscheinlich von der Stimmung her, die Playoffs einmal ausgenommen, dass Beste, was man in Prag erleben kann. Trotz allem war es überhaupt kein Problem, eineinhalb Stunden vor Spielbeginn noch regulär Eintrittskarten zu erwerben. Die Halle wurde am Ende auch recht voll, aber ob sie wirklich ausverkauft war, weiß ich nicht. Etwas anders sah es vielleicht bei den Sitzplatzkarten aus, die gar nicht mehr verkauft wurden. Auf einer Tourihomepage über Prag habe ich auch gelesen, dass man an Sitzplatzkarten sowieso gar nicht erst rankommt, was ich aber auch nicht wirklich schlimm finde. Zweifelsohne war es in der Halle ab Spielbeginn ziemlich laut, aber das lag sicherlich auch daran, dass es in einer recht kleinen Halle mit fast 5000 Fans schon automatisch laut wird, wenn sich alle nur mit ihrem Nachbarn unterhalten. Getrennte Fanblocks für "richtige" Fans von Slavia und Sparta gab es nicht und auch die Fangesänge hielten sich, vorsichtig gesagt, in Grenzen. Ich würde sagen, dass man die Stimmung keinesfalls mit der bei einem Derby zwischen Düsseldorf oder Köln vergleichen kann, was ich eigentlich vorher als Maßstab angelegt hatte. Sowieso hatte ich bei allen von mir besuchten Sportveranstaltungen in Prag den Eindruck (Slavia, Sparta und Sparta Fußball), dass die Tschechen es mit Stimmung nicht sonderlich haben. Auch vor dem Spiel baute sich überhaupt keine Stimmung auf, was aber auch daran lag, dass die Tribünen aus ziemlich maroden Lautsprechern mit einem 100+ db-Lärmteppich bedudelt wurden. Man konnte sich schon beinahe nicht mit dem Nachbarn unterhalten, während sich die Mannschaften auf dem Eis aufwärmten und der DJ allen ernstes "99 Luftballons" und Schrott von den Blue Systems spielte.
Besuchertipps:Im Gegensatz zum Heimspiel von Sparta in der T-Mobile Arena hat es mir bei Slavia richtig gut gefallen. Sicherlich war die Stimmung im Derby nicht gerade repräsentativ, aber ich denke, dass die recht enge Halle zwangsläufig immer zu einer besseren Stimmung führen wird als die unendlich große und leere T-Mobile Arena Spartas. Man muss sich zwar damit abfinden, keine Chance auf einen Sitzplatz zu haben, dafür steht es sich aber auch wirklich gut. Die Stufen sind steil, man ist wirklich nah am Geschehen (bei Sparta ist die Neigung der Tribüne beschissen und man hat das Gefühl, ewig weit weg zu sitzen) und dürfte seinen Spaß haben, da dass Eishockey eigentlich wirklich gut ist. Angst vor Hooligans oder Idioten im Stehplatzbereich muss man meiner Meinung nach auch nicht haben. "Schlimmer" als bei einem Derby gegen Sparta dürfte es eigentlich nie sein und an diesem Abend war das Publikum lammfromm (nur ein etwas passionierter Fan zu meiner linken gefährdete die Gesundheit meines Trommelfells mit seinem extremen Herumgeschreie / habe zwar kein Wort verstanden, aber viele um mich herum mussten immer wieder schmunzeln). Karten dürften in der Regel auch kein Problem darstellen. Ich war mit vielen kleinen Scheinen bewaffnet (für den Schwarzmarkt) zum Derby gefahren und konnte noch vollkommen problemlos Karten am Schalter kriegen. Vielleicht war es am Ende nicht einmal ausverkauft, aber das kann ich nicht genau abschätzen. Voll war es auf jeden Fall. Auch waren Slavia und Sparta zum Zeitpunkt des Spiels ganz gut in der Tabelle (Sparta 3., Slavia 2.), so dass die Nachfrage eigentlich nicht durch irgendetwas gedämpft gewesen sein dürfte. Vielleicht sieht es in den Playoffs anders aus, aber ich würde erst einmal nicht davon ausgehen, dass man kein Ticket mehr ergattern kann...
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