United Center |
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United Center
Die Heimat der Chicago Blackhawks, das United Center, ist meiner Meinung nach der mit Abstand schönste Ort, um ein Eishockeyspiel zu erleben. Die am 25. Januar 1995 mit einem Spiel gegen die Toronto Maple Leafs eingeweihte Halle der Superlative hat ein Fassungsvermögen von 20.500, zumindest im Bezug auf die Sitzplätze. Da jedoch in jener Zeit die Ticketnachfrage in Chicago diese Zahl bei weitem überstieg, entschied man sich, auch noch eine variable Zahl an Stehplätzen zu verkaufen, wobei es sich hierbei um 15$ Karten handelte, die dem Zuschauer das Stehen hinter der letzten Sitzreihe im Oberrang erlaubten. Auch diese im Grunde genommen extrem schlechten Karten ließen sich in Chicago bestens verkaufen, und am 8. Juni 1995 fanden 22.378 Zuschauer den Weg in das United Center, um eine Playoffpartie der Chicago Blackhawks gegen die Detroit Red Wings anzusehen. Mit einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 20.833 setzten die Blackhawks in der 1994-95 Saison einen NHL-Rekord, und auch im zweiten Jahr im United Center sank dieser Schnitt nur minimal auf 20.415. Bevor die Blackhawks in das United Center umzogen, spielten sie auf der anderen Straßenseite im Chicago Stadium, welches wohl auch heute noch als das lauteste Stadion der NHL-Geschichte bekannt sein dürfte. Das Stadium war klein, eng, viele Plätze hatten nur eingeschränkte Sicht aufgrund von Stützpfeilern, die im Weg waren, und keine Firmenboxen. Zudem war die Eisfläche kleiner als der NHL-Standard vorschreibt, und somit war der Bau eines neuen Stadions praktisch Pflicht, um dem Sport eine bessere finanzielle Basis zu geben. Leider war das Stadium selbst vor meiner aktiven NHL-Besucherzeit, so daß ich dort nie ein Spiel live sehen konnte. Aufgeteilt ist das United Center in den Unter-, Mittel- und Oberrang, zwischen denen (bzw. auch über dem Oberrang) sich die 216 Firmenboxen des United Centers befinden. Von allen NHL Stadien, die ich bisher gesehen habe, kann keines auch nur annähernd (vom Besuchsspaßfaktor) mit dem United Center konkurrieren. Auch die Fans (vorallem im Oberrang) unterscheiden sich von denen in vielen anderen NHL-Stadien, man ist lauter, stolz darauf, nicht in den unteren Sektionen mit all den eher wohlhabenden Besuchern der Spiele zu sitzen, und meist schon Dauerkartenbesitzer seit ewig vielen Jahren. In keinem anderen Stadion der NHL, ob nun in Canada oder der USA, wird die Nationalhymne frenetischer gefeiert. Der achtseitige Würfel über dem Eis informiert ständig mit unzähligen Statistiken zum Spiel, kindische Zuschauer-Belustigung, wie in den meisten anderen NHL-Stadien, ist nicht zu finden (und jetzt klatschen..."), für den Fall, daß man sich jedoch einmal traut, solche Animationen einzublenden, hagelt es Buus aus dem Publikum (erst einmal erlebt, als man versuchte, ein grottenschlechtes Spiel dadurch zu beleben, jedoch diesen Versuch der crowd-animation schleunigst wieder abbrach, um nicht noch ein paar Biere auf dem Eis zu haben). Auch die musikalische Untermalung in den Spielpausen ist keine Konservenmusik oder billig-Orgelgeschrammel wie in fast jedem anderen NHL-Stadion: das United Center verfügt über die mit weitem Abstand beste Orgel der Liga, und die Orgelmusik in Kombination mit der unvergleichbaren Stimme des Hallensprechers erzeugt eine kaum beschreibbare Stimmung (was auch mit die Hauptursache dafür sein dürfte, daß nur relativ wenige Hawks-Fans den Chicago-Stadium-Zeiten nachtrauern, so wie dies in Philadelphia extrem der Fall ist). Leider ist die heile Blackhawks-Welt ein wenig ins Zittern gekommen, nachdem in den vergangenen Jahren viele Leistungsträger das Team aus der windy city" verließen und die Blackhawks von einer NHL-Macht zur Durchschnittsmannschaft wurden, 1997-1998 erstmals seit 26 Jahren sogar die playoffs verpaßten (ebenso in den folgenden zwei Spielzeiten, dann jedoch weniger überraschend). Auch die glorreichen Tage der ausverkauften Spiele gehören seit drei Spielzeiten der Vergangenheit an, so daß das Erlebnis eines live-Hawks-Spieles ein wenig angeknabbert ist. Lediglich Spiele gegen alte Traditionsmannschaften oder historische Rivalen bringen noch Zuschauerzahlen oberhalb der 18.000er Marke ins Stadion an der Madison Avenue. Hieran auch schuld ist sicherlich eine maßlose Eskalation der Ticketpreise, die vom Management betrieben wurde, da man der Meinung war, nach Jahrzehnten von ausverkauften Spielen im Chicago Stadium genug potentielle Fans erarbeitet zu haben, die auch ein paar Dollar mehr auf den Tisch legen würden. Geht man jedoch davon aus, daß die Chicago Bulls als Mitbenutzer des United Centers in den kommenden Jahren kaum mehr eine Meisterschaft nach der anderen abräumen können (bzw. 1999/2000 noch schlechter waren), und daß die Blackhawks wieder erfolgreiches Eishockey spielen, kann ich nichts anderes als eine volle Empfehlung für den Besuch eines Hawks-Spiels in Chicago geben. Das schönste Stadion, das beste Publikum (vom Gesichtspunkt der Stimmung aus betrachtet ist ein Hawks-Spiel mit 18.000 Zuschauern einem Bulls-Spiel mit 22.500 Zuschauern meilenweit überlegen), ganz einfach Eishockey, wie es sein sollte.
Besuchertips: Was Eintrittskarten angeht, hat man leider im Moment in Chicago wenig Probleme zu befürchten. Kam es einst einem kleinen Kunststück gleich, Karten für die Hawks im United Center zu erstehen, ist es heutzutage meist schwerer, ein Spiel zu finden, für das man nicht noch an der Abendkasse 10 zusammenhängende Sitze bekommen könnte. Leider ist es eine Tatsache, daß Spiele gegen wenig attraktive Gegner oftmals Zuschauerzahlen zwischen 14 und 17.000 produzieren, eine Auslastungsquote, bei der von der wahnsinnigen Atmosphäre, die im United Center herrschen kann, nicht mehr sonderlich viel übrig ist. Die Ausnahme von der Regel schlechthin sind jedoch alle Heimspiele gegen die Detroit Red Wings, da nicht nur Hunderte von Red-Wings Fans zu jedem Spiel aus Michigan nach Chicago mitkommen, sondern auch die Blackhawks es schaffen, jeden eishockeyinteressierten Chicagoer ins Stadion zu locken. Die alte Rivalität der beiden Mannschaften führt fast immer zu 22.000 Zuschauern, wobei es zu einer Stimmung kommt, die für NHL-Maßstäbe ihresgleichen sucht. Karten kann man entweder über das Internet (www.ticketmaster.com) oder bei Ticketmaster telefonisch (321-559-1212) per Kreditkarte bestellen, die man (ebenso wie bei Internetbestellungen) bei der Kartenabholung vor dem Spiel vorzeigen muß (sowie einen Ausweis und die Ordernummer). Karten im Oberrang gibt es gestaffelt von 15 bis 40 Dollar, wobei man bei den meisten Spielen mit den 15 Dollar Karten am besten beraten ist, da man gegen Mitte des ersten Drittels durchaus die Aussicht darauf hat, ein paar Reihen im meist spärlicher besetztem Oberrang gutzumachen. Der Mittelrang, der meiner Meinung nach die beste Sicht auf das Spiel bietet, schlägt mit 50 (hinter den Toren) bzw. 60 Dollar zu Buche, der Unterrang kostet pauschal 75 Dollar und ist auch meisten sehr gut gefüllt, da die meisten Karten dieser Preisklasse in der Hand von Firmen sind, die sich vom eher hohen Preis kaum abschrecken lassen. Wer darauf aus ist, vielleicht einige gute Gesprächspartner zu finden und die Stimmung am besten zu genießen, sollte auf jeden Fall im Oberrang verweilen. Zum Stadion, daß etwa eineinhalb Meilen außerhalb des Zentrums (und vom Sears Tower,
siehe Foto, dass auf diesem gemacht wurde) liegt, kommt man am besten über die Madison
Avenue (die auch am Bahnhof vorbeiführt). Etwa auf Wer per Auto unterwegs ist, wird auf jeden Fall Parkmöglichkeiten in Hülle und Fülle vorfinden. Abzuraten ist davon, auf den Parkplätzen rings um den United Center zu parken, da diese von den Hawks betrieben werden und immerhin 12 bis 15 Dollar pro Auto kosten. Direkt im Anschluß an diese Parkplätze folgen privat betriebene Parkplätze mit recht aufdringlichen Parkwächtern, dafür kostet das Parken dort nur zwischen 6 und 9 Dollar. Das offizielle Spielmagazin der Hawks ist meist recht unaktuell und teuer, diverse
Anbieter privater Spielzeitschriften haben diese jedoch immer vor dem Stadion selbst
verkauft. Mit Preisen um 2 Dollar und wesentlich besserem Inhalt (dafür aber keine
Hochglanzfotos sondern eher handkopiertes Papier) sind diese relativ empfehlenswert. Sitzplan des United Center: Sitzplan zur Verfügung gestellt von www.eishockey.com.
Links zum Team: Offizielle homepage der Blackhawks: www.chicagoblackhawks.com deutsche Fanhomepage: www.chicagoblackhawks.de Berichterstattung in Chicago: www.chicagotribune.com Ticketmaster: www.ticketmaster.com
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